Es gibt so viel zu entdecken...

Was soll ich sagen – ich bin angekommen. Die nächsten 12 Monate werde ich also in dem wundervollen Quito leben.

 

Endlich – nach der Zeit in Cuenca und 9 Stunden Busfahrt – konnte ich meine Gastfamilie kennenlernen. Anders als gedacht leben hier noch zusätzlich zu meinen Gasteltern zwei Gastschwestern (zw. 30 & 40) mit zwei Kindern (3 & 5), so dass zu Hause immer etwas los ist und auch ich wurde herzlichst als Tochter aufgenommen.

 

Nachdem mir zunächst die nähere Umgebung gezeigt wurde, sind wir am Sonntag (02.09.) zu einer natürlichen heißen Therme gefahren, wo mir die überwältigende Natur Ecuadors nochmals vor Augen geführt wurde. Die Fahrt zu den Quellen durch das „Oriente“ mit dichtem Nebel und giftgrünen Wiesen mit atemberaubenden Berglandschaften hätte für mich noch ewig weitergehen können.

Dann stand auch schon mein erster „Arbeitstag“ in meinem Projekt, im „Centro Solidario La Bota“ an und ich habe mich schon sehr gefreut, meine Kolleginnen kennenzulernen. Auch im Projekt wurde ich herzlichst in die „Familie“, wie es mir gleich gesagt wurde, aufgenommen.

 

In der ersten Woche ging es darum, die anderen kennenzulernen und die letzten Vorbereitungen zu treffen, bevor die Kinder kommen. Dabei ging es vor allem darum, das kommende Jahr grob zu planen und wir haben das Centro von oben bis unten geputzt, gestrichen und aufgeräumt.

 

Dadurch, dass ich in dieser Woche schon um 14 Uhr schon wieder zu Hause war, meine Gasteltern und -schwestern allerdings arbeiten mussten und auch an meinem ersten richtigen Wochenende leider wenig passiert ist, wusste ich oft nicht, was ich mit mir anstellen sollte. Die Gegend („Carcelén“), in der ich wohne, ist sehr im Norden Quitos und durch den starken Verkehr und Stau ist mit mindestens! einer Stunde Fahrtzeit ins Zentrum zu rechnen. Auch die vielen und unübersichtlichen Busse machen es nicht leichter, sich alleine zurecht zu finden. Dadurch, dass meine Gasteltern mit Unterstützung meiner Gastschwestern die letzten Vorbereitungen für ihre Reise (4 Wochen Familienbesuch in Kanada) getroffen haben, haben wir an diesem Wochenende nichts unternommen. Verständlich, klar, aber für mich war es in diesem Moment schwer. Ich wollte so gerne die Stadt und andere Leute kennen lernen, etwas Unternehmen, auf den Markt gehen, aber gleichzeitig nicht meine Familie in ihren Vorkehrungen stören. Daran muss ich mich noch gewöhnen: dass ich jetzt hier lebe und es auch Wochenenden geben wird, an denen ich nichts unternehmen werde. Und natürlich muss sich auch meine Gastfamilie auch an eine zusätzliche Person in der Familie gewöhnen und in dem neuen Alltag ankommen. Und dieser beginnt jetzt.

 

Denn da im Projekt alles vorbereitet ist, dürfen auch endlich die Kinder kommen. Und als wäre ich schon viele Jahre ein Teil des Projektes haben mich die Kinder begrüßt, als würden sie mich schon ewig kennen. Mit so viel Vertrauen und Aufgeschlossenheit von Beginn an hätte ich niemals gerechnet. Und das hat meine Vorfreude auf das kommende Jahr gestärkt.

 

Ich arbeite mit zwei anderen Tutorinnen in der Gruppe der Kleinsten („pequeños“). Nach dem gemeinsamen Mittagessen und anschließendem Abwasch bzw. Pause zum Spielen auf der Terrasse des Projekts oder der Cancha, einem nahen gelegenen Spielplatz mit Fußballfeld, machen die Kleinen eine kurze Siesta. Dann beginnt der eigentliche Teil der Arbeit: Hausaufgaben, oder dass, was wir für die Kinder vorbereitet haben, wie der Englischunterricht, den ich einmal die Woche geben darf. Ich muss mir noch etwas einfallen lassen, die Kinder zum Lernen zu motivieren, momentan ist es noch sehr anstrengend, die Kids immer und immer wieder dazu aufzufordern, die Aufgaben zu erledigen und ihnen immer und immer wieder zu sagen, sich ordentlich hinzusetzten und schön und schnell zu arbeiten. Denn die Laune eines Kindes wirkt sich auf die ganze Aula, wie wir zu den Klassenzimmern sagen, aus. Sobald einer keine Lust mehr hat, will keiner mehr arbeiten.

 

Doch die Erfahrung meiner Kolleginnen sagt, dass sich das nach ein paar Wochen legen wird. Oder zumindest sollte, aber das sehen wir im nächsten Bericht :)

Jetzt unternehme ich auch mehr an den Wochenenden, meistens auf eigene Faust. Nach dem ersten Wochenende, das wir nur zu Hause verbracht haben, meinte meine Familie auch, dass es ihnen leidtat und sie haben mir versprochen, von nun an mehr zu unternehmen, wenn ich nicht selber etwas geplant habe. Bisher fallen mir immer Dinge ein, die ich machen möchte:

 

Mit meinen Kolleginnen war ich einen Tag auf einem bekannten Markt in Otavalo, an einem anderen Tag habe ich mich mit einer Freiwilligen getroffen und wir haben ein wenig die Altstadt angeschaut, an einem Abend war ich mit 3 anderen Freiwilligen im Kino verabredet oder wir haben uns zum Biertrinken auf einer Fiesta verabredet :)

Mein letztes Wochenende war vermutlich das Interessanteste: Ich bin für ein Treffen („Encuentro“) nach Cuenca gefahren. Dort haben wir – das sind alle Freiwilligen der Pastoral Social, die außer mir alle mehr oder weniger weit weg von Cuenca leben- einen halben Tag mit Carmen, unserer Mentorin, verbracht und uns über die bisherige Zeit in Ecuador ausgetauscht. Es tat gut, bekannte Gesichter wieder zu sehen. Da ich erst Sonntagabend zurückfahren musste, hatte ich Zeit, mit den anderen ein paar Sachen zu unternehmen. Wir waren feiern, haben einen großen Markt („Feria Libre“) besucht, zusammen gekocht und waren auf eigene Faust und ohne Plan wandern.

Und trotz der langen Busfahrten (je wieder 9 Stunden) tat diese Zeit sehr gut und hat mir auf eine Art auch gezeigt, dass ich es gut finde, in Quito und in meinem Projekt leben und arbeiten zu können.

Die letzte Woche war die für mich und meine Aula-Kollegin die anstrengendste bisher. Wir wissen nicht warum, aber an diesen Tagen waren die Kinder sehr unkonzentriert, laut und ab und zu etwas frech. So kam es dazu, dass diese Woche eher weniger als mehr Hausaufgaben erledigt werden konnten. Doch das Highlight der Woche – nicht nur für die Kids – war ein Museumsbesuch. Als zum Schluss (fast) jeder am Flugsimulator eine Landung probieren durfte war der Tag nicht mehr zu toppen 😊. Für mich sehr interessant war das erste Encuentro mit den Eltern (Mamas) der Kinder, das immer am letzten Freitag des Monats stattfindet. In diesem haben wir über den Alltag im Centro La Bota gesprochen, die Aufgaben der Eltern erklärt und uns gegenseitig kennengelernt. Es ist wichtig zu wissen, woher die Kinder kommen und wir sie leben um zu verstehen, warum sie so sind wie sie sind und wo sie Unterstützung benötigen. Darum werden wir in den kommenden Wochen auch jedes Kind zu Hause besuchen, um die familiäre Umgebung noch besser kennenzulernen.

Heute (Sonntag, der 30.09.) war ein typischer Sonntag: Nach einem gemütlichen Vormittag zu Hause bin ich mit meinen Gastschwestern und den zwei Kindern ins Schwimmbad gegangen, danach haben wir gekocht, Kuchen gegessen und gemütlich auf dem Sofa gelegen. Morgen Nacht kommen meine Gasteltern aus Kanada zurück und ich bin gespannt, wie sich der Alltag nun ändern wird. Darüber werde ich nächstes mal erzählen.

 

 

Vorerst heißt es bis bald & Saludos de Ecuador,

 

Eure Mara

 

Einen großen Dank an meine Freunde und Familie, die sich so fleißig nach mir informieren und schauen, dass es mir gut geht! DANKE EUCH :)