Alle zwei Monate sind wir dazu verpflichtet, einen Erfahrungsbericht über die vergangene Zeit zu verfassen. Um euch mal ein Beispiel zu zeigen,  hier mein letzter Bericht über März und April...

Weltwärts-Freiwilligendienst in Quito, Ecuador, Entsendeorganisation BeSo – Begegnung und Solidarität e.V. Einsatzstelle: La Bota - Zentrum zur Förderung benachteiligter Kinder Bericht von Mara Popp, März/ April 2019

Seit nun schon mehr als 8 Monaten entdecke ich so gut wie täglich ein neues, bis dahin unbekanntes Türchen hier in Ecuador, die meisten davon in meiner Heimatstadt Quito. Es sind Türchen, hinter denen sich sowohl schöne als auch hässliche Erlebnisse verstecken, jedes jedoch eine prägende Erfahrung ist, die mich an meinem Freiwilligendienst erinnern und einige sicherlich auch noch darüber hinaus begleiten werden.

 

Doch was genau ist in den vergangen 2 Monaten so alles passiert? Die Antwort wird für euch wesentlich weniger spannend sein als wie sie es für mich was: Besuch. Schon wenige Tage nach Rückkehr vom Zwischenseminar aus Perú (wie berichtet), kamen mich mein Zwillingsbruder und zwei Freunde aus Deutschland besuchen. Sie blieben für etwas mehr als vier Wochen in Ecuador und sind dann weiter nach Peru. Und auch wenn die Jungs und ich nicht die komplette Zeit gemeinsam verbrachten (ich hatte keinen Urlaub und die Jungs waren verständlicherweise auch unter der Woche unterwegs, wo ich sie nicht begleiten konnte), haben wir die gemeinsame Zeit sehr schön gestaltet und genossen. Und als sei das nicht schon genug, kam nach mich nach Weiterreise der Jungs schließlich auch meine Mama besuchen. Die folgenden drei Wochen waren durch meine wenigen 5 Urlaubstage sehr genau durchgeplant, denn wie es eben so ist, wollte ich meiner Mama so viel wie möglich vom Land zeigen, ohne dabei nur noch im Bus zu sitzen. Wir verbrachten wunderschöne Tage in Cuyabeno im Regenwald, meine Mama begleitete mich zu einem Freiwilligenseminar nach Saraguro und anschließend nach Cuenca und wir genossen die letzten Tage in Mompiche an der Küste. Die restliche Zeit begleitete sie mich zur Arbeit oder erkundete alleine (teils mit, teils ohne gebuchte Tour) die (nähere) Umgebung Quitos, was ohne Spanischkenntnisse eine große Hand voll Abenteuerlust verlangt.

 

Der letzte Besuch kam aus der Kaufmännischen Schule Mühlheim. Elisabeth und Valentina, zwei Schülerinnen dieser Schule, haben für insgesamt zwei Wochen ein Praktikum im Centro Solidario La Bota absolviert und so in meinen Arbeitsalltag hineinschnuppern können.

Doch auch nachdem eigentlich wieder der Alltag eingekehrt ist, gab es die ein oder andere Veränderung. Ich bin erneut umgezogen. Nachdem ich Anfang November meine Gastfamilie verlassen habe, bin ich nun in meiner insgesamt dritten (und mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auch letzten) Bleibe angekommen. Nur wenige Busminuten vom Casa Oriente Richtung Norden wohne ich jetzt im wunderschönen Viertel „la Floresta“ und bin mit meiner Wahl mehr als zufrieden. Bunt bemalte Mauern, verzierte Blumenkästen und hippe Cafés schmücken mein neues Wohnviertel und warten auf den langsam kommenden Sommer im bisher verregneten Quito.

 

 

Eine dann doch etwas andere „Veränderung“ gab es auch in meinem Kopf: Wie dankbar ich bin, eine solche Kindheit gehabt zu haben. Freiheiten, die auf der Welt keinesfalls verständlich sind. Liebe und Geborgenheit von meinen Eltern geschenkt zu bekommen. In Sicherheit und Frieden aufwachsen und leben zu können. Eine kostenlose Schulbildung zu erfahren. Krankenversicherung, Rente und Arbeitslosengeld. Viele der eben genannten Wörter sind Privilegien, die in der Gesellschaft zu oft als selbstverständlich angesehen werden.

 

 

Und eine Sorge will nach wie vor nicht verschwinden: Die Zukunft vom „Centro Solidario La Bota“. Denn jedes einzelne Kind, dass uns jeden Tag besucht, soll die Chance auf eine gute Schulbildung haben um dem Teufelskreis, aus dem es sich doch so schwer entkommt, zu fliehen und Vorbild für alle Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen im Viertel La Bota zu werden. Und das versuchen wir mit unserer Hilfe zu erreichen. Doch wenn in Zukunft Geld für die Miete des Hauses oder das Essen für die Kinder fehlt, wird es sehr schwer, den Kindern auf ihrem Weg weiterhin helfen zu können.